Kloster Sainte-Marie de la Tourette

Das Kloster Sainte-Marie de La Tourette ist eine einzigartige Synthese aus Errungenschaften der Moderne, in der sich puristische Formen, brutalistische Texturen und revolutionäre Wohnformen verbinden.

Das architektonische Werk von Le Corbusier – ein herausragender Beitrag zur Moderne

Um einen rechteckigen Innenhof gruppieren sich U-förmig die Schlaf- und Gemeinschaftsräume der Mönche, nach Norden wird das Rechteck vom Kirchenschiff abgeschlossen. Diese Grundform leitet sich direkt von Klosteranlagen der Zisterzienser ab. Der Architekt legt den Standort des Klosters bewusst an einen stark geneigten Hang eines kleinen Tales und setzt die Baukörper deshalb auf Stützen.

Der Eingang zum Kloster liegt an der Bergseite im dritten von insgesamt fünf Geschossen. Auf dieser Eingangsebene sind Studien-, Arbeits- und Seminarräume mit einer Bibliothek untergebracht, auf den beiden Geschossen darüber liegen die Zellen der Mönche. Auf dem Dach, das mit einer dünnen isolierenden Erdschicht abgedeckt ist, befindet sich eine Terrasse. Über einen Steg ist auch das Kirchendach zugänglich. Das Geschoss unterhalb der Eingangsebene, wegen der Hanglage kleiner als die darüber liegenden, enthält Gemeinschaftsräume für das mönchische Leben mit Refektorium und Kapitelsaal. Die Räume sind im Innenhof durch zwei sich kreuzende Wandelgänge verbunden. Diese großzügigen Verbindungen bilden eine Neuinterpretation des Kreuzgangs und führen auch zur Kirche. Im untersten Geschoss sind Küche sowie Neben- und Kellerräume untergebracht. Eine außenliegende Wendeltreppe verbindet die verschiedenen Ebenen.

Die Kirche bildet einen eigenständigen, vom übrigen Kloster abgelösten Baukörper und stellt sich als einfache „Kiste“ aus Sichtbeton dar. Auch im Inneren herrscht größte Einfachheit. Einige Stufen trennen den Chor vom Kirchengestühl aus Holz und Beton. Nach Norden ist eine Krypta mit einer geschwungenen, an ein Ohr erinnernden Außenwand angefügt. Drei sogenannte „Lichtkanonen“ im Dach lassen über blau, gelb und rot gefasste Innenseiten farbig erscheinendes Licht eindringen.

Das Licht wird so zum Bestandteil der außergewöhnlichen räumlichen Konzeption. Um mit dem Tageslicht Räume und Baukörper zu inszenieren, setzte Le Corbusier eine ganze Palette gestalterischer Mittel ein: Neben großen und kleinen „Lichtkanonen“, gibt es Lichtschlitze, vorgesetzte Loggien, sowie Glaswände mit rhythmisierten Betonrahmen (pans ondulatoires), gemeinsam mit Iannis Xenakis entwickelt und hier erstmals eingesetzt.

Das architektonische Werk von Le Corbusier wurde im Juli 2016 bei der 40. Sitzung des Welterbekomitees in Istanbul als eine Serie ausgewählter Bauten in die Welterbeliste der UNESCO eingeschrieben. Dies ist das Ergebnis einer transnationalen Zusammenarbeit, an der Argentinien, Belgien, Frankreich, Deutschland, Indien, Japan und die Schweiz beteiligt waren. 

Die Einschreibung in die Welterbeliste und das Engagement der beteiligten Staaten sichern den Fortbestand des Werks von Le Corbusier.