Fagus-Werk UNESCO WELTERBE

Eins meiner herausragendsten Erlebnisse war der Besuch im Fagus-Werk in Alfeld.
Ich war bereits Tage zuvor voller Vorfreude und war gespannt, was mich erwartet. Als ich dann auf dem Firmengelände stand, überkam mich ein unglaubliches Glücksgefühl und ganz ehrfürchtig betrachtete ich diese 100 Jahre alte Schönheit. Wie eine Primadonna, ragte das Werk vor mir.
Es war eine einzigartige Atmosphäre in der Welterbefabrik, die mich beim  Erforschen des Fabrikgeländes überkam.

1911 wurde das Fagus-Werk vom Architekten und Bauhaus-Gründer Walter Gropius errichtet und gilt weltweit als Ursprungsbau der Moderne.

Mit einer herausragenden Stahl-Glas-Architektur gelang es dem Architekten, einem mittelständigen Betrieb, ein völlig ungewohntes, vom Traditionellen abweichendes Erscheinungsbild zu geben. Seit mehr als 100 Jahren werden im lebendem Denkmal Fagus-Schuhleisten für den weltweiten Markt produziert. Seit 2011 zählt das architektonische Meisterwerk zum UNESCO-Welterbe.

Das Fagus-Werk steht für ein architektonisches Konzept, das als erstes die Anforderungen an Licht, Luft und Klarheit berücksichtigte und Glas und Stahl entsprechend einem brandneuen Baustil nutzte. Die Struktur aus Glas und Stahl und die freitragenden verglasten Ecken verleihen dem Gebäude eine ungezwungene Eleganz, die zu jener Zeit im Vergleich zu anderen Fabriken dieser Zeit außergewöhnlich war. Walter Gropius ließ sich, um eine gläserne stützenlose Ecke realisieren zu können, einige architektonische Clous einfallen. Er installierte im 2.OG den sogenannten Gropius-Knoten, der die Stützlast der Ecke verteilt. Mit diesem Knoten schrieb er Architekturgeschichte gleich bei seinem ersten Auftrag mit nur 27 Jahren. Ein weiterer Clou in seiner Konstruktion ist eine freischwebende Treppe die auch ohne Stützen und Pfeiler auskommt, was für die damalige Zeit revolutionär war.

Es ist nicht nur das Werk als architektonisches Kunstwerk, was mich begeistert, sondern in Cal Benscheids Reformbestrebungen engagierte er sich stark für das Wohl seiner Mitarbeiter, denn dem Firmengründer war es wichtig gute Arbeitsplätze für seine Mitarbeiter zu schaffen.
„Je wohler man sich am Arbeitsplatz fühlt, desto bessere Arbeit kann man leisten“, sagte er damals selber. Ihm ist es also auch aus sozialer Sicht gelungen, eine ideale Fabrik zu gründen.
Den Zusammenhang zwischen Arbeitsmotivation und Wohlgefühl hat der Bauherr vor 100 Jahren schon erkannt und ist bis in die heutige Zeit von Wert und Bedeutung. So manch ein Arbeitgeber von HEUTE, könnte sich von ihm eine „Scheibe“ abschneiden.

Sehr gefallen hat mir auch die Namensgebung, es wurde  der lateinische Name für den Baum Buche gewählt, dem wichtigsten Rohstoff für die Schuhleistenproduktion. 
Alle Daumen hoch für diesen Arbeitgeber er war  ein wahrer Revolutionär. Eben ein UNESCO-Welterbe!!