ARCHIVE

Das Londoner Bandprojekt Archive feiert die ersten 25 Jahre und tourt 2019 ein Jahr lang durch ganz Europa

Es traf mich damals völlig unvorbereitet, das Grandiose überwältigt einen manchmal so richtig aus dem Nichts heraus. Ich bekam zu Weihnachten 2011 Karten geschenkt, ARCHIVE im Substage in Karlsruhe.  Ich kannte aus dieser Band bereits Dave Pen, der Gitarrist und Vocalist aus der Band BirdPen, die ich damals leidenschaftlich hörte. Ich ging also völlig ohne Erwartungen ins Substage.
Aber dann. Lichter aus. Nebel. Zwei Schatten auf der Bühne. Ein elektronisches Brizzeln. Einsamer, monotoner Klavierton. Und immer mehr Gestalten glitten durch die Bühnennacht, das Lied wuchs und wuchs, Gitarrenspuren, Drums, minutenlang ging das so, hypnotisch, sich auftürmend, dann urgewaltig. Ein Klangteppich legte sich über den Saal und ich war total bei ihnen.
25 Jahre gibt es Archive nun schon? Fast unbemerkt vom Popmainstream hat die britische Artrock-Band mittlerweile zwölf Alben veröffentlicht, die einen kühnen Bogen von Trip Hop über Progressive Rock, Indie, Electro und Postrock spannen und zum innovativsten und intensivsten gehören, was die Insel im letzten Vierteljahrhundert hervorgebracht hat. Seit ich ARCHIVE das erste mal erlebt habe, habe ich ihre Konzerte gesehen, wenn sie in einem Radius von ca. 100 km rund um Karlsruhe aufgetreten sind.
Nach einigen in Fotos festgehaltenen Konzerten, kontaktierte mich das Management dieser Band und waren an meinen Fotos interessiert.  Für diesen Life-Auftritt am 27.11.2019 im La Laitarie, ein Club in Straßburg, erhielt ich zwei Gästekarten und einen offiziellen Fotoausweis, um die Band für deren Werbezwecke zu fotografieren. 

Wie erwartet stellt die Band bei ihrer Jubiläumstour, ihre legendären Live-Qualitäten unter Beweis. Gleich zu Beginn krachen die schneidenden Electro-Riffs von „You Make Me Feel“ in den Saal.  Von Song zu Song spielen sie sich in einen kollektiven Rausch, der sich auf das Publikum überträgt. Der frühe Klassiker von 1999 enthält bereits alles, was Archive ausmacht: Das Spirituelle, das Heftige, die Schönheit, das Manische, der Lärm und die Stille.
Hier kann ein einzelner Klavierakkord wirklich noch die Welt bedeuten. Dass Archive bei aller Sperrigkeit auch poppig und tanzbar sein können, beweisen Stücke wie „System“ oder „Bullets“.
Ihre zwei größten Epen – „Lights“ und „Again“ – haben sich Archive für die Zugabe aufgehoben: Beide dauern zusammen eine halbe Stunde und bilden den Höhepunkt des Abends. Mit bedingungsloser Hingabe fügen Archive dem minimalistischen Grundgerüst Schicht um Schicht hinzu, bis sich die Show in einem gewaltigen Crescendo aus Beats, Riffs und Scheinwerferflackern aufzulösen scheint. Als plötzlich die Musik verstummt, fühlt man sich abrupt in die Realität zurückversetzt. Und kann gar nicht anders, als für dieses Glück zu applaudieren.

  • Darius Keeler // songwriting, synthesizer, piano, programming, arrangements
  • Danny Griffiths // songwriting, synthesizer, samples, programming, arrangements
  • Pollard Berrier // songwriting, vocals, guitar, programming, arrangements
  • Dave Pen // songwriting, vocals, guitar
  • Maria Q // vocals
  • Holly Martin // vocals
  • Jonathan Noyce // bass
  • Steve („the menace“) Davis // bass
  • Smiley / Steve Barnard // drums
  • Mickey Hurcombe // guitar, keys
  • Rosko John // songwriting, vocals, MC